Erinnerung an eine dunkle Zeit und großes Leid - Ökumenischer Gottesdienst zum Gedenken an ermordete Sinti und Roma

Trier – „Um die Erinnerung an die Untaten wachzuhalten und uns an das menschliche Leid und die Langzeitfolgen einer menschenverachtenden Gewaltherrschaft in unserem Land zu erinnern“: So hat Weihbischof Robert Brahm (Bistum Trier) den schweren und leidvollen Hintergrund benannt, vor dem das Bistum und der Evangelische Kirchenkreis Trier am 16. Mai zu einem Ökumenischen Gedenkgottesdienst für die aus Trier deportierten und ermordeten Sinti und Roma eingeladen hatten.

Der Gottesdienst, dem Brahm gemeinsam mit dem Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Dr. Jörg Weber, vorstand, wurde auf die Bitte von Betroffenen hin, die offizielle Feier am Gedenkort in der Windstraße mit Gebet, Klage und Bitte zu verbinden, im Trierer Dom gefeiert. Aus der Region Trier wurden am 16. Mai 1940, vor 83 Jahren, Sinti und Roma verschleppt – zunächst in das Sammellager „Messe Köln-Deutz“, von dort dann in Ghettos und Konzentrationslager im Osten Deutschlands und im besetzten Polen. Es sei eine „dunkle Zeit“ gewesen, so Brahm. Weber ergänzte: „Trauer und Scham erfüllen uns, wenn wir heute zurückschauen. Wir erinnern an das unsägliche Leid, das die nationalsozialistische Terrorherrschaft in unserem Land angerichtet und unschuldigen Menschen zugefügt hat.“  Nicht zuletzt wolle man mit dem Gottesdienst aber auch darauf aufmerksam machen, dass auch heute Mitglieder der Sinti und Roma in Europa Benachteiligung, Ausgrenzung und Verfolgung erleiden, so Weber: „Daher müssen wir sensibel und wachsam sein, dass es unter uns nicht wieder vorkommt, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen ausgegrenzt, eingesperrt und getötet werden“.

Domkapitular Professor Dr. Martin Lörsch predigte zu dem Bild „Pietá“ des Malers Otto Pankok aus dem Jahr 1933, das Maria, die weinende Mutter Gottes mit ihrem am Kreuz gestorbenen Sohn Jesus zeigt – dabei trägt Maria die Gesichtszüge von Ringela aus der Wohnsiedlung von Sinti und Roma in Düsseldorf, die im Konzentrationslager Oranienburg ermordetet wurde. Neben der Betrachtung des Bildes standen in der Predigt auch Worte aus dem biblischen Psalm 56 im Mittelpunkt: „Sei mir gnädig, Gott, denn Menschen stellen mir nach, Tag für Tag bedrängen mich meine Feinde.“ Wie oft mögen Menschen diesen Psalm in Zeiten der Gewaltherrschaft gesprochen haben, so Lörsch, und betonte: „Gott kann ich es anvertrauen; jeder Schrei, jede Träne sind bei Gott geborgen.“ In diesem Vertrauen hätten Menschen auch schlimmste Zeiten überstanden. Bereits zu Beginn der Geschichte des Volkes Israels hat sich Gott auf der Seite der Armen gestellt. Dieser Gott werde in Jesus von Nazareth einer von uns, so der Domkapitular – und fasste es anhand des Bildes von Pankok noch einmal zusammen: „Dieses Bild steht als Geschichtsdokument, als Mahnung und als Trost zugleich.“ Die Gottesdienstgemeinde, darunter auch der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe sowie Betroffene, hatten im Anschluss Gelegenheit, vor dem Bild der „Pietá“ auf der Altarinsel im Stillen eine Kerze zu entzünden und Fürbitte zu halten.

(red/MR)

  • 17.5.2023
  • Pressestelle Bistum Trier / Öffentlichkeitsarbeit EKKT
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